Senioren-Union informiert über Demographie und Stadtentwicklung

Veröffentlicht am 03.06.2019

In der Veranstaltungsreihe „Senioren aktuell“ hieß das Thema diesmal „Alternative Wohnformen“. Die Vorsitzende Margaret Ott hatte als Referenten den Bad Kreuznacher Architekten Gustav Kannwischer eingeladen, der bereits mehrere derartige Projekte in anderen Städten konzipiert und erbaut hat. Eines, nämlich das Mehrgenerationenhaus WohnArt in Bad Kreuznach, erhielt sogar einen Preis von 100.000 €, überreicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel. In seinem Vortrag konzentrierte sich Kannwischer dann auf das Miteinanderwohnen im Alter.

In Würde und Selbständigkeit möglichst mobil und gesund älter werden, das wünscht sich jeder Mensch. Dazu gehört vor allem, so Kannwischer, dass man sich als älterer Mensch in der eigenen Wohnung selbstbestimmt versorgen kann. Dies ist leider nicht immer möglich und die Familie als Hilfe  ist nicht immer vor Ort. Aus diesem Grund, so trug Kannwischer vor, schließen sich immer mehr ältere Menschen zusammen, um in gemeinsamen Wohnanlagen zu leben und sich im Alltagsleben zu unterstützen. Der Vorteil läge auf der Hand, da man die Einbringung in ein Pflegeheim verzögern, wenn nicht sogar verhindern kann, wenn man Unterstützung erfährt. Voraussetzung einer derartigen Wohnanlage ist zunächst ein schönes Grundstück.  Im Idealfall, so zeigte Kannwischer an einer Wohnanlage, sollten die Wohnungen nach Südwesten ausgerichtet, gut zugänglich und doch ruhig  sein. Seine Anlagen besitzen ausschließlich barrierefreie Wohnungen, d.h. jede ist durch Fahrstuhl ohne Treppen zugänglich. Seine Wohnungen seien sogar rollstuhlgerecht, indem in jedem Raum ein Wendekreis von 1,50 m eingehalten würde. In seinen Wohnanlagen gäbe es 4 bis 2 Zimmerwohnungen, wobei sich die größeren Wohnungen bei Bedarf verkleinern ließen. Des Weiteren wäre in jeder Wohnanlage ein Gemeinschaftsraum, für Feste, gemeinsames Kochen, Vorträge und andere Veranstaltungen. Die Wohnanlagen würden vorwiegend in Form von Genossenschaften finanziert.

In der anschließenden Diskussion kam die Rede darauf, dass Baden-Baden für eine kleine Gruppe, die ein solches Projekt verwirklichen will, kein Grundstück zur Verfügung stellt, obwohl die Stadt Grundstücke hat und obwohl es Bauunternehmen zur Baudurchführung gibt. Die Vorsitzende Ott gab zu bedenken, dass die Stadt nur für den sozialen Wohnungsbau zuständig sei, nicht jedoch Grundstücke für private Zwecke herausgeben kann. Ott sprach jedoch die Hoffnung aus, dass auch in Baden-Baden eine derartige Wohnanlage irgendwann einmal verwirklicht würde, durch die Stadt oder Träger der Pflegeheime, da auch in Baden-Baden kostengünstiger Wohnraum und Pflegepersonal fehlt. Als vorbildliches Beispiel für eine derart funktionierende Wohnanlage, die sich auch refinanziert, kann die Seniorengenossenschaft Riedlingen in Oberschwaben angeführt werden. Nach dem Grundsatz „günstiges Wohnen für Hilfe“ leisten die Bewohner bei anderen Mitbewohnern Hilfestellung und erhalten dafür Entgelt in bar oder eine Gutschrift, wenn sie später selbst Hilfe benötigen, ein Konzept, das sich auch sehr gut auf Mehrgenerationenhäuser übertragen lässt.